Die Krise der Kunstschau documenta fifteen in Kassel setzt sich weiter fort. Nachdem auf der Ausstellung in Kassel an zentraler Stelle antisemitische Bildelemente auf einem Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi gezeigt worden waren und eine heftige Debatte um die Kunstschau entbrannt war, zieht sich nun die wohl prominenteste der dort vertretenen Künstlerinnen von der Ausstellung zurück: Hito Steyerl fordert den Abbau ihres Kunstwerks.

"Ich werde mich nicht mehr an der documenta fifteen beteiligen", schrieb sie in einer auf Englisch verfassten E-Mail an die Organisatoren der Ausstellung, die ZEIT ONLINE vorliegt. "Ich habe kein Vertrauen in die Fähigkeit der Organisation, Komplexität zu vermitteln und zu übersetzen. Dies bezieht sich auf die wiederholte Weigerung, eine nachhaltige und strukturell verankerte inklusive Debatte rund um die Ausstellung zu ermöglichen, sowie auf die faktische Weigerung, Vermittlung zu akzeptieren."

Darüber hinaus wolle sie den anhaltenden Mangel an organisatorischer Verantwortlichkeit und die fehlende Kontrolle hinsichtlich "antisemitischer Inhalte, die auf der documenta fifteen an ihrem zentralen Ort gezeigt wurden, nicht unterstützen", schrieb Steyerl. Weiter wies die Künstlerin auf "unsichere und unterbezahlte Arbeitsbedingungen für Teile des Personals" hin, die in krassem Gegensatz zur offiziellen Rhetorik der documenta fifteen stünden.

Hito Steyerl ist unter den Künstlerinnen und Künstlern dieser documenta-Ausgabe die wohl bekannteste im globalen Kunstbetrieb. Kurz vor ihrem Rückzug hatte auch Meron Mendel, der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, in einem Interview mit dem Spiegel seinen Rückzug von einer Beraterstelle für die documenta öffentlich gemacht.

Im Auftrag der Schau sollte Mendel weitere Kunstwerke der Ausstellung auf etwaige antisemitische Inhalte überprüfen. Mendel habe sein Angebot, die documenta in der Sache zu beraten, zurückgezogen, nachdem die Generaldirektorin weder geeignete Rahmenbedingungen geschaffen noch ein angemessenes Tempo an den Tag gelegt habe, teilte die Bildungsstätte Anne Frank mit.