Zwölf Verbände der Kinder- und Jugendarbeit verlassen das Bündnis für die junge Generation von Bundesjugendministerin Lisa Paus (Grüne). Mit dem Schritt wollen sie gegen die geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt im Bereich der Kinder- und Jugendpolitik protestieren, wie sie in einem gemeinsamen Brief an Paus mitteilten.

Zu den betreffenden Verbänden zählen die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ), die Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit (BAG OKJA), die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) und der Deutsche Bundesjugendring (DBJR). Auch die Deutsche Sportjugend (dsj) und die Gemeinsame Initiative der Träger Politischer Jugendbildung (Gemini) verkündeten ihren Austritt.

Die Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings, Daniela Broda, warf dem Bündnis vor, statt die Interessen junger Menschen zu stärken, Schritte zu unternehmen, die dem direkt entgegenstünden. "Kürzungen bei bundeszentralen Trägern und bei Freiwilligendiensten sind das Gegenteil einer guten Kinder- und Jugendpolitik", sagte sie. Das Bündnis sei dem eigenen Anspruch nie gerecht geworden. Der Kinder- und Jugendplan müsse eigentlich auf 300 Millionen Euro steigen, um Kostensteigerungen aufzufangen, sagte Broda. 

Stattdessen sollten dort 19 Prozent eingespart werden. Der DBJR fürchtet durch die Kürzungen einen Wegfall von einem Drittel der Stellen für Bundesfreiwilligendienste. Man werde weiterhin mit dem Ministerium zusammenarbeiten, erwarte aber, "dass die Bundesregierung hier tätig wird".

Mittel für die Jugendarbeit sollen im Bundeshaushalt 2024 gekürzt werden

Paus hatte das Bündnis im Dezember 2022 mit dem Ziel gegründet, die Anliegen der jungen Generation stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Jugendlichen sollte Gehör in der Gesellschaft bei Themen wie Krieg, Klimawandel, Inflation und den Folgen der Corona-Pandemie verschafft werden. Vertreter der Kinder- und Jugendhilfe traten dem Bündnis bei, um Kinder- und Jugendpolitik zu stärken und zu gestalten. Mehr als 130 Persönlichkeiten unter anderem aus Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft unterschrieben eine Gründungserklärung. 

Das Vorhaben gelang trotz der Unterstützung nicht wie erhofft: In der neuen Haushaltsplanung der Bundesregierung für 2024 werden die Mittel zur Unterstützung junger Menschen gekürzt. Kritiker sehen darin eine fehlende Priorisierung von Kinder- und Jugendpolitik. Die Verbände forderten indes eine "echte Koalition für junge Menschen, die das Bundesjugendministerium und alle relevanten Akteure der Kinder- und Jugendhilfe vereint", sowie finanzielle Förderung und politische Teilhabe für Kinder und Jugendliche.

Das Familienministerium reagierte mit Bedauern auf den Austritt. "Wir bedauern, dass das Bündnis augenscheinlich Projektionsfläche des berechtigten Interesses an einer auskömmlichen Finanzierung für die Belange von Kindern und Jugendlichen an dieser Stelle geworden ist", sagte eine Sprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ein Zusammenhang zwischen der Arbeit des Bündnisses und den Haushaltskürzungen sei für das Ministerium jedoch nicht unmittelbar erkennbar. Das Bündnis habe in den vergangenen elf Monaten seines Bestehens bereits erfolgreich gearbeitet und sei längerfristig angelegt. Daher stehe die Tür für eine Rückkehr und Engagement jederzeit offen, hieß es weiter.