Alle Jahre wieder zur Vorweihnachtszeit füllen sie die Supermarkt-Regale: Adventskalender. Jeden Tag ein Türchen öffnen – das gehört bei vielen Deutschen zur weihnachtlichen Vorfreude. Ob mit Schokolade befüllt, mit Spielzeug oder Kosmetik-Artikeln – die Auswahl an Adventskalendern ist riesig. Die Schokoladen-Variante liegt dabei eindeutig auf Platz 1. Doch können wir die vorweihnachtliche Versuchung ohne schlechtes Gewissen genießen? Der WWF-Adventkalender-Check geht der Frage nach, welche Rolle ökologische und soziale Aspekte bei der Herstellung dieser Adventskalender spielen.

Adventskalender im Nachhaltigkeits-Check

Kakao Baum auf Plantage © Jeffrey A. Sayer / WWF
Kakao Baum auf Plantage © Jeffrey A. Sayer / WWF

Für den Nachhaltigkeitscheck prüfte der WWF Adventskalender der größten deutschen Schokoladenhersteller, der fünf wichtigsten Supermärkte und Discounter, die der zwei wichtigsten Drogerieketten in Deutschland sowie Kalender aus der Naturkostbranche. Insgesamt landeten 13 Adventskalender auf dem Prüfstand.

Untersucht wurde, welche der kritischen Rohstoffe Kakao, Palmöl und Kokosöl überhaupt in der Schokolade enthalten sind und ob nachhaltige Rohstoffe verwendet wurden. Wichtiger Aspekt dabei: die Transparenz. Wir wollten wissen, wie leicht Verbraucher:innen herausfinden können, ob und mit welchen Nachhaltigkeitszertifizierungen die verwendeten Rohstoffe zertifiziert sind. Denn ohne transparente Kommunikation und Deklaration ist es schwer, als Verbraucher:in informierte Entscheidungen zu treffen.

Grünes Licht nur für drei Adventskalender

Grünes Licht im WWF-Adventskalender-Check bekommen nur die Kalender, die ausschließlich nachhaltig zertifiziertes Kakao, Palm- und Kokosöl enthalten und auf denen dies transparent ersichtlich ist. Bei dem Test beziehen wir Bio, Fairtrade (Kakao, Kokosöl, Palmöl), Rainforest Alliance (Kokosöl und Kakao), UTZ Certified (Kakao) und RSPO (Palmöl) mit ein. Wichtig war auch, ob der zertifizierte Rohstoff wirklich im Endprodukt enthalten ist oder nur über einen Mengenausgleich oder Massenbilanz eingesetzt wird – in diesem Fall mischt der Hersteller zertifizierte und nicht zertifizierte Rohstoffe kontrolliert im Laufe der Wertschöpfungskette.

Fazit des Tests: Nur drei Adventskalender bekommen grünes Licht – dm bio, GEPA und Rosengarten Naturkost. Die anderen geprüften Kalender nutzen entweder nur Mengenausgleich bei den eingesetzten Rohstoffen oder kommunizieren nur teilweise transparent, ob zertifizierte Rohstoffe verwendet werden.

Unsere Adventskalender-Tipps für Verbraucher:innen

  1. Kaufen Sie Bio-Adventskalender oder achten Sie auf zertifizierte Rohstoffe. Bei Kakao auf Siegel wie UTZ Certified, Fairtrade und Rainforest Alliance und bei Palmöl neben Bio und Fair auf RSPO.
  2. Wie wäre es mit einem selbst gemachten Adventskalender? Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: zum Beispiel ein Adventskalender für gemeinsame Unternehmungen oder jeden Tag ein Witz per E-Mail.
  3. Wenn Sie ihren Adventskalender selbst mit Schokolade befüllen, achten Sie auch auf Initiativen, bei denen die Wertschöpfung vor Ort stattfindet, d.h. die Schokolade wird in den Anbauländern selbst hergestellt, z.B. Fairafric oder Paccari.

Wie nachhaltig sind Kakao, Palmöl und Kokosöl?

Palmölpflanzen auf der Plantage © Mazidi Abd Ghani / WWF Malaysia
Palmölpflanzen auf der Plantage © Mazidi Abd Ghani / WWF Malaysia

Kakao ist Einkommensgrundlage für 40 bis 50 Millionen Menschen weltweit. Viele von ihnen leben aufgrund geringer Produktivität und schlechter Vermarktungsbedingungen unterhalb der Armutsgrenze. Hier kommt Unternehmen eine Schlüsselrolle zu, um durch eine nachhaltige und faire Ausgestaltung und entsprechende Überprüfung der Lieferketten zur Lösung der Probleme beizutragen. Verbraucher:innen sollten bei ihrem Einkauf auf bestimmte Siegel wie Bio, UTZ Certified, Fairtrade und Rainforest Alliance achten.

Palmöl wird heute hauptsächlich in Indonesien und Malaysia angebaut, seit 1990 hat sich die Anbaufläche weltweit auf mittlerweile rund 20 Millionen Hektar fast verdreifacht. Der Anbau von Ölpalmen geht leider immer wieder und immer noch mit Menschenrechtsverletzungen sowie sozialen Missständen auf den Plantagen einher. Wälder werden gerodet, um Anbauflächen zu schaffen – wertvolle Arten, darunter der Orang-Utan, verlieren ihren natürlichen Lebensraum. Zudem belasten Pestizide Mensch und Natur. Um den negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen des Palmölanbaus entgegen zu wirken wurden zahlreiche Nachhaltigkeitsstandards und freiwillige Zertifizierungssysteme ins Leben gerufen. Der WWF fordert, dass Unternehmen sofort auf 100 Prozent zertifiziertes Palmöl umsteigen und ihre Lieferketten nachhaltig überprüfen. Verbraucher:innen können bewusster konsumieren und auf zertifizierte Produkte – am besten Bio oder im konventionellen Bereich zumindest RSPO – zurückgreifen.

Kokosöl wird am Weltmarkt teuer gehandelt, bei den Kleinbauer:innen kommt davon aber nicht viel an. Während 1990 weltweit noch auf knapp 10 Millionen Hektar Kokospalmen angebaut wurden, sind es heute mehr als 12 Millionen Hektar. Auch Kokosöl kann fair und bio hergestellt werden, Verbraucher:innen können auf diese Siegel sowie auf das Siegel der Rainforest Alliance achten.

"Kakao enthält die Substanz Theobromin. Dies wirkt anregend und stimmungsaufhellend. Es stimmt also: Schokolade macht glücklich."

Ilka Petersen, WWF Deutschland

WWF-Forderungen für nachhaltigere Adventskalender

An Verbraucher:innen
  • Nachhaltigkeitssiegel sollten immer kritisch hinterfragt werden und geben keine Garantie für nachhaltigen Schokoladengenuss. Zertifizierungen und Standards können zwar eine Orientierung bieten und einen Beitrag zur Rückverfolgbarkeit des Kakaos und Verbesserung von Nachhaltigkeitsaspekten leisten, aber sie können die Einhaltung oft nicht garantieren.
  • Eine Möglichkeit ist der Kauf von Bio-Schokolade in Kombination mit anderen Siegeln wie Fairtrade und Rainforest Alliance. Dabei sollten die Rohstoffe möglichst segregiert (rückverfolgbar) in den Produkten enthalten sein. Anders als die Rainforest Alliance garantiert das Fairtrade-Siegel den Bäuer:innen einen Mindestpreis pro Tonne Kakao – also eine Art Absicherung in Zeiten niedriger Weltmarktpreise. Beide Siegel haben ein Kriterium zum Schutz der Wälder.
  • Achten Sie beim Kauf von Schokolade auf Initiativen, bei denen der Großteil der Wertschöpfung vor Ort stattfindet, das heißt, die Schokolade wird in den Anbauländern selbst hergestellt, zum Beispiel Fairafric in Ghana oder Paccari in Ecuador.
  • Schokolade ist ein besonderes Luxusgut: Genießen Sie Schokolade in Maßen und schätzt Sie sie wert.
  • Fragen Sie bei Ihrem Lieblingsschokoladenhersteller nach, ob die Schokolade fair ist, oder kaufen Sie sie in einem Weltladen. Fairhandelsorganisationen wie zum Beispiel GEPA gehen über die Fairtrade-Standards hinaus und zahlen teilweise deutlich höhere Preise als den Fairtrade-Mindestpreis.
  • Informieren Sie sich, teilen Sie Ihr Wissen und informieren Sie andere über den nachhaltigen Genuss von Schokolade.
An Unternehmen
  • Transparente, verantwortungsvolle Wertschöpfungsketten: Alle Unternehmen, die Kakao verwenden, sind für die Achtung von Menschenrechten und die Einhaltung von Umweltstandards verantwortlich. Es sollte nur Kakao bezogen werden, der nachweislich frei von Abholzung und Umwandlung von Ökosystemen ist. Schokoladenunternehmen müssen gewährleisten, dass die Einhaltung der Menschenrechte und menschenwürdige Arbeitsbedingungen innerhalb der Kakao- und Schokoladenproduktion ohne Einschränkungen gewährleistet werden. Weitere wichtige Aspekte sind ein Verbot gefährlicher Pestizide, Wasserschutz, Diversifizierung des Anbaus sowie ein Verbot von Kinderarbeit.
  • Der WWF empfiehlt den Unternehmen, den Accountability Framework zu Rate zu ziehen, um detaillierte Anleitungen für den Aufbau und die Umsetzung ethischer Kakao-Lieferketten zu erhalten und die Einhaltung der unten aufgeführten Empfehlungen sicherzustellen.
  • Unternehmen sollten ein verantwortungsvolles Lieferkettenmanagement – unter Beachtung der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen – sowie Monitoring- und Reporting-mechanismen aufsetzen. Stellen Sie sicher, dass die Verpflichtungen und Maßnahmen die gesamte Unternehmensgruppe abdecken und für alle Länder gelten, in denen die Gruppe tätig ist.
  • Alle Unternehmen, die Kakao verwenden, sind für die Achtung von Menschenrechten und die Einhaltung von Sozialstandards verantwortlich. Dazu gehört ein Verbot von Kinderarbeit.
  • Faire Bezahlung von Kakaobäuer:innen: Schokoladenproduzenten müssen faire Kakaopreise zahlen, die den Kakaobauernfamilien ein existenzsicherndes Einkommen ermöglichen.
  • Entwaldungs- und umwandlungsfreier Kakao: Es sollte nur Kakao bezogen werden, der nachweislich frei von Abholzung und Umwandlung von Ökosystemen ist.
  • Beteiligung an regionalen oder nationalen Initiativen zu entwaldungsfreien Lieferketten: Unternehmen sollten nicht nur auf die eigene Lieferkette blicken, sondern sich auch an nationalen Initiativen der kakaoproduzierenden Länder beteiligen, z.B. in Ecuador an dem nationalen Programm für „nachhaltige und entwaldungsfreie Produktion“, das derzeit erarbeitet wird.
  • Wesentlich ist zudem die physische Rückverfolgbarkeit des Kakaos, d.h. dass der Kakao von ausgewählten Produzenten auch wirklich im Produkt ankommt, denn nur auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass oben genannte Nachhaltigkeitsaspekte auch wirklich eingehalten werden.
  • Förderung nachhaltiger Anbaumethoden: Unternehmen sollten Kakaobäuer:innen dabei unterstützen ihre Anbausysteme zu diversifizieren, weg von Monokulturen hin zu komplexen Agroforstsystemen, um einerseits Systeme zu schaffen, die widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel sind und andererseits alternative Einkommensquellen zu Kakao zu schaffen. Zudem zählen dazu ein Verbot gefährlicher Pestizide und Maßnahmen zum Gewässerschutz.
  • Umsetzung von Langzeitverträgen und Aufbau direkter Lieferketten
  • Nicht nur Kakaobohnen im Ursprungsland kaufen, sondern auch Halbfabrikate/fertige Produkte (Stärkung der Wertschöpfung im Anbauland)
An die Politik
  • Nachdem das deutsche Lieferkettengesetz verabschiedet wurde, braucht es nun einen starken Ansatz auf Europäischer Ebene. Deutschland sollte sich aktiv dafür einsetzten, dass Unternehmen zur Achtung von Umweltstandards und Menschenrechten in ihren Wertschöpfungsketten verpflichtet werden und damit Produzent:innen, Wälder und andere artenreiche Ökosysteme schützen. 
  • Die neue EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Produkten (EUDR) stellt lediglich die Mindestanforderungen für die Abholzungsfreiheit dar – es ist kein Ersatz für nachhaltige Praktiken. Es sollten auch andere Elemente einbezogen werden, einschließlich der Abschaffung der Umwandlung in andere Ökosysteme, der nachhaltigen Bewirtschaftung und umfassenderer Menschenrechtsaspekte. Die für die Sorgfaltspflicht entwickelten Systeme sollten auf alle Produkte (unabhängig vom Markt) angewendet werden. 
  • Kakaobäuer:innen müssen zu gleichwertigen Akteur:innen werden, weshalb lokale zivilgesellschaftliche Akteure und Kakaobauernorganisationen stärker in die politischen Verhandlungen einbezogen werden sollten.
  • Es sollten auch auf politischer Ebene Instrumente geschaffen werden, die ausbeuterische Kinderarbeit verhindern und faire Kakaopreise garantieren, die den Kakaobauernfamilien ein existenzsicherndes Einkommen ermöglichen.

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