Stressabbau:Den Stress einfach wegtanzen

Südamerikanischer Tango ist nicht nur pure Sinnlichkeit. Wer ihn tanzt, ist entspannter - und darf sich über ein besseres Liebesleben freuen.

Tango, das ist Leidenschaft in Perfektion. Der feurige Tanz aus Argentinien - gerade erst zum Weltkulturerbe ernannt - kann aber anscheinend noch viel mehr. Einer Studie zufolge wirkt er sich positiv auf Gesundheit und Sexualität der Tänzer aus. Während das mit Stress assoziierte Hormon Cortisol beim Tanzen abnimmt, schüttet der Körper beider Partner in erhöhtem Maß das Sexualhormon Testosteron aus. Das fand die kolumbianische Psychologin Cynthia Quiroga Murcia im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Goethe-Universität Frankfurt heraus.

Die Wissenschaftlerin hatte 22 Paaren vor und nach dem Tanzen Speichelproben entnommen, darin die Hormonkonzentration ermittelt und zusätzlich die Tänzer um eine Einschätzung ihrer Emotionen gebeten. Um herauszufinden, ob die positiven psychobiologischen Effekte eher auf die Musik, die Bewegung oder die Berührung mit einem Partner zurückgehen, untersuchte die Psychologin die Faktoren getrennt und in verschiedenen Kombinationen.

Ergebnis: Die Reduktion des Stresshormons Cortisol ist vor allem der Musik zu verdanken, während die Ausschüttung von Testosteron auf den Kontakt und die Bewegung mit dem Partner zurückgeht.

Treffen alle drei Faktoren zusammen, sind die positiven hormonellen und emotionalen Reaktionen am stärksten, so Quiroga Murcia in der Fachzeitschrift Music and Medicine. Damit bestätige sich auch die empirische Erkenntnis von Paartherapeuten, die Tangotanzen seit Neustem als Therapiemaßnahme einsetzten, um verfahrene Beziehungen zu retten.

Über die Motivation zu ihrer Studie sagte Quiroga Murcia: "Ich bin selbst Tangotänzerin und als Kolumbianerin, die seit vier Jahren in Deutschland lebt, sehr überrascht, dass das Tanzen hier eine geringe Rolle in der Freizeitunterhaltung spielt."

"Tango ist getanztes Gefühl"

Erst vor wenigen Tagen hatte ein Komitee der Unesco den Tango auf die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit gesetzt. "Wir sind sehr stolz", sagte der Kulturbeauftragte der Stadt Buenos Aires, Hernan Lombardi: "Tango ist getanztes Gefühl, und dieses Gefühl ist natürlich Leidenschaft."

Der Tango kam Ende des 19. Jahrhunderts in den Vororten von Buenos Aires (Argentinien) und Montevideo (Uruguay) auf. Heute ist er - in unterschiedlichen Formen - in Europa, Japan und den USA populär.

Auf der repräsentativen Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes stehen Sprachen, Bräuche, Feste, Tänze und Handwerkstechniken. Dazu zählen etwa das japanische Kabukitheater oder das Totenfest der indigenen Bevölkerung Mexikos. Argentinien und Uruguay hatten sich gemeinsam um die Aufnahme des Tangos bemüht. Ingesamt lagen dem Komitee 111 Vorschläge aus 35 Ländern vor.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: