Jeder hat Löcher in der ganz persönlichen Landkarte. Regionen gar nicht mal soo weit entfernt, wo man noch nie gewesen ist. Manchmal genügt dann ein Blick auf eine Webseite – die eines bayerischen Dekanats zum Beispiel – und man würde am liebsten sofort hinfahren. Derart einladend wirkt die unbekannte Stadt auf den Fotos.

Weißenburg ist so ein Ort.

Allein das Büro des evangelischen Dekanats Weißenburg in der Pfarrgasse: Wein rankt an der hellgelben Fassade, vor den von grünen Holzläden eingerahmten Fenstern blühen die Geranien, am Eingang rote Rosen. In der Nachbarschaft hübsch restaurierte Fachwerkhäuser, die sich um die Stadtkirche St. Andreas drängen.

Über die imposante gotische Kirche, deren ältester Teil aus dem Jahr 1327 stammt, heißt es in der amtlichen Denkmalliste, ihr Ostturm bilde zusammen mit dem markanten hohen Chordach im Weißenburger Stadtbild "die unverwechselbare Dominante".

Evangelisches Dekanat Weißenburg: Bilderbuch und Historienschinken

Was bei den sonst im nüchternen Bausachverständigen-Deutsch formulierenden Textern des Katasters beinahe schon als Schwärmerei durchgehen könnte.

Weißenburg, ein Idyll wie aus dem Bilderbuch – oder einem prallen Historienschinken: Ihre reiche Geschichte sieht man der ehemals freien Reichsstadt mit ihrem mittelalterlichen Stadtbild noch immer an. So zählt eben jene Denkmalliste allein 515 Baudenkmäler auf.

Noch weiter zurück in die Vergangenheit führen die Spuren der Römer, die hier, im Norden ihres Imperiums, vom Ende des 1. bis Mitte des 3. Jahrhunderte ein Militärlager aufgeschlagen hatten. Davon zeugen etwa Fundamente einer römischen Therme und ein Nachbau des Kastells Biriciana ganz in der Nähe des Limes, der heute Unesco-Weltkulturerbe ist. Später, um 867, gab es in Weißenburg einen fränkischen Königshof.

November 1530 – Weißenburg wurde evangelisch

Ein Zeugnis der protestantischen Geschichte der Kleinstadt in Mittelfranken hängt in der Stadtpfarrkirche St. Andreas, im nördlichen Seitenschiff. Das "Konfessionsbild" erinnert an ein für die Stadt wichtiges Datum, den 15. November 1530.

An jenem Tag kamen 454 Bürger von Weißenburg für eine weitreichende Wahl zusammen: Für oder gegen den Protestantismus. Fast alle entschieden sich für die neue Konfession. Weißenburg wurde evangelisch, ebenso die Kirche St. Andreas.

Kurz zuvor hatten im selben Jahr Vertreter der Stadt auf dem Reichstag in Augsburg für die Confessio Augustana gestimmt und gehörten damit zu den Erstunterzeichnern des von Philipp Melanchthon und Martin Luther formulierten "Augsburger Bekenntnis", das heute die protestantische Lehrgrundlage ist.

Luther-Statue vor evangelischer Kirche St. Andreas

An die protestantische Tradition der Stadt erinnert auch die Luther-Statue aus Bronze vor der Stadtkirche. Der Reformator hält Vorübergehenden eine aufgeschlagene Bibel entgegen und gibt ihnen einen bedenkenswerten Spruch aus Matthäus 16, Vers 26 mit auf den Weg: "Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?"

Zum Dekanat Weißenburg gehören 30 Gemeinden, die in vier Regionen aufgeteilt sind: Neben der Region Weißenburg gehören dazu die Region West zwischen Altmühl und Ostufer des Brombachsees, die sanfte Hügellandschaft der Region Jura/Felbachtal und die Region Ost mit dem Markt Thalmässing als Zentrum.

Wandertouren mit der evangelischen Dekanin

Im Einzugsbereich des Dekanats mit Dekanin Ingrid Gottwald-Weber an der Spitze leben 22.000 Evangelische, sie machen rund 60 Prozent der Gesamtbevölkerung aus.

Klein, aber fein. Das gilt auch für das, was das Dekanat so auf die Beine stellt. Zum Beispiel eine mobile Winzlings-Kirche – in der "Schäferwagenkirche" wird an verschiedenen Orten ein "Geistlicher Tagesausklang" angeboten. Oder Wandertouren mit der Dekanin, die sich zum Ziel gesetzt hat, ihr Dekanat in den kommenden Jahren "abseits der breiten Wege" zu erwandern.

Diese Kirchengemeinden gehören zum Dekanat Weißenburg

Dekanat Weißenburg

Pfarrgasse 5
91781 Weißenburg
Tel.: 09141 9746-12
Fax: 09141 9746-14
Dekanat.Weissenburg@elkb.de