Emil Nolde - Vormittagswolken - image-1

Lot 270 D

Emil Nolde - Vormittagswolken

Auktion 1090 - Übersicht Köln
31.05.2017, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 90.000 € - 100.000 €

Emil Nolde

Vormittagswolken
Um 1925

Aquarell auf Japanpapier 30 x 48,5 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Tuschfeder signiert 'Nolde.' - Rückseitig an den Ecken auf Passpartoutkarton montiert, der Papierbogen wohl mit Japanpapier hinterlegt.

„Ich auch lebte ganz im Malen, und wenn es gar nicht viel war, mit den Naturgeschehnissen um uns, den Tieren, den Pflanzen, den hohen, stillen, weißen Wolken.“ (Emil Nolde, Jahre der Kämpfe. 1902-1914, Flensburg 1958, S. 23)
Landschaft und Wolken bedeuteten für Nolde Erde und Himmel, Welt und Kosmos, das Erlebnis der überwältigenden Natur und deren innere Erfahrung zugleich. Seine Landschaften und Seestücke wirken auf den Betrachter in einem überwältigenden Klang der Farben, dem Gegen- und Miteinander leuchtender Töne. Die „Vormittagswolken“ fasst Nolde in einem klaren Dreiklang bestehend aus Blau, Grün und Weiß-Grau und schafft so ein Werk von kraftvoll-expressivem Ausdruck und kühler Frische zugleich. In ihrer Tonalität lässt die mächtige Wolkenformation vor blauem Himmel über der weiten sattgrünen Ebene die nahe See unmittelbar erahnen. Sie wird hier spürbar, wie in nur wenigen von Noldes Darstellungen der weiten, vom Wind geprägten Landschaft seiner Heimat. So leer diese bisweilen erscheinen mag, hat sie doch nichts Eintöniges, sondern ändert Ihre Stimmung in Licht und Farbe beständig. Dort, wo die Landschaft für Nolde Bühne ist, sind Himmel und Wolken die Akteure: „Auf dem flachen Land sind sie der Schrecken der schwachen Gemüter und dem Starken jedesmal ein Erlebnis in Dramatik und Naturgröße.“ (ebd., S. 110 f.).
Noldes um 1925 entstandenes Aquarell zeigt in der Wolkenformation und den angedeuteten Gräben eine sehr präzise, beinahe symmetrische Komposition. Die Cumuluswolken formuliert Nolde mit feinen Volumina und generiert über ihre Staffelung eine erstaunliche Tiefenwirkung. 1927 zog Emil Nolde von Utenwarf ins nahe gelegene Seebüll, wo im Verlauf der folgenden Jahre sein neues Haus und Atelier entstehen sollte. Zu dieser Zeit begann man auch mit der Entwässerung der hier dargestellten Wiedau-Niederung um Utenwarf am Ruttebüller - ein Eingriff in die urtümliche Landschaft, der Nolde sehr bewegte.

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise von Manfred Reuther, Risum-Lindholm, vom 21. April 2017; die Arbeit ist unter der Archiv-Nr. "Nolde A-16/2017" registriert.

Provenienz

Vom Vorbesitzer um 1928 bei der Galerie Nierendorf, Berlin, erworben; Hauswedell & Nolte, Auktion 231 Moderne Kunst 9.6.1979, lot 1014; Galerie Utermann, Dortmund (1986), seitdem Privatsammlung Nordrhein-Westfalen