Uli Hoeneß hat jahrelang Steuern hinterzogen. Gut, dass der FC-Bayern-Chef im 21. Jahrhundert lebt: Heute kommt Hoeneß im schlimmsten Fall hinter Gitter, im alten Orient hätten sie ihn für den Staatsbetrug gehäutet und aufgespießt.
Steuerhinterziehung ist kein Vergehen der Neuzeit: Schon im Mittelalter ernteten die Bauern nachts, um die Abgabe des Zehnten zu umgehen. Wer weniger zahlte, als das Gesetz es verlangte, musste anders als heute nicht nur mit Geld- oder Gefängnisstrafen rechnen. Damals waren die Strafen für Steuersünder deutlich kreativer.
Im alten Ägypten gab es die Erntesteuer und einen Nil-Zoll. Da die Pharaonen sehr darauf bedacht waren, ihre Besitztümer zu erweitern, überprüften deren Kontrolleure streng die Ernteerträge der Bauern und vermaßen haargenau deren Felder, berichtet das deutsche Steuermuseum der Bundesfinanzakademie. Schon bei den kleinsten Unstimmigkeiten züchtigten sie die Bauern mit Stockhieben – auf Steuerhinterziehung stand im alten Ägypten die Prügelstrafe.
Willkürliche Strafen für Steuersünder
Noch schlimmer waren die Bestrafungen für Steuersünder, bevor Gottes Sohn das Licht der Welt erblickte: Aus dem 9. Jahrhundert vor Christus sind etwa Berichte von einem assyrischem Herrscher überliefert, in denen es heißt: „Ich ließ gegenüber dem Stadttor einen Turm bauen, alle Hauptmeuterer schinden und überzog das Gerüst mit ihren Häuten. Einige mauerte ich in den Turm ein.“
Im Mittelalter konnte Steuerhinterziehung den Täter in den Ruin treiben: „Die Stadt verlangte die bis zu Hundertfache Leistung des hinterzogenen Betrags“, schreibt Eberhard Isenmann, emeritierter Professor für Steuergeschichte der Universität Köln in seinem Buch „Die deutsche Stadt im Mittelalter“. So mancher verlor auf diese Weise sein ganzes Vermögen. Zusätzlich verlas die Stadt die Namen der Steuerhinterzieher vor dem Volk und prangert sie öffentlich an. Einheitliche Strafen für Steuersünder gab es im Mittelalter nicht, berichtet Isenmann weiter: „Da es sich um den Bruch des Steuereids handelte, konnte der Rat grundsätzlich willkürliche Strafen für die Steuersünder verhängen.“
Der Tod im Schuldenturm
Noch heute erinnern Relikte aus vergangenen Tagen an das damalige Steuerstrafrecht. Bis in das 19. Jahrhundert hinein sperrten Städte ihre Steuersünder in einen Schuldenturm. Die Schuldhaft galt als besondere Schande, in der Neuzeit glich sie aber mehr einem offenen Vollzug: Tagsüber konnte der Schuldner arbeiten, um seine Schulden abzutragen. Teilweise hatten die Insassen dort auch die Möglichkeit, ihre Schulden abzusitzen, wie zum Beispiel in Nürnberg, wo der Schuldenturm noch heute zu besichtigen ist. Andere starben aber auch nach über 30 Jahren im Schuldenturm - der Staatsbetrug brachte ihnen den Tod.
Später verloren die Strafen an Einfallsreichtum. So wanderte Al Capone, einer der berüchtigtsten Verbrecher Amerikas, 1931 lediglich ins Gefängnis. Seine zahlreichen Morde konnten Al Capone nicht nachgewiesen werden, er wurde schließlich für Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit Geldwäsche belangt. Ein Gericht verurteile den Gangster zu 50 000 Dollar Strafe, zusätzlich knapp 8000 Dollar Gerichtskosten und elf Jahren Gefängnis.
Der Prozess gegen Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung dauert noch an. Ob der FC-Bayern-Chef nun ins Gefängnis muss oder mit einer Geldstrafe davon kommt – eins ist wohl gewiss: Noch vor 500 Jahren wäre er für diesen Staatsbetrug nicht so glimpflich davon gekommen.
Das blüht Steuersündern heute
Steuerhinterziehung | Strafe | Freiheitsstrafe |
… bis zu 1000 € | Einstellung gegen Auflage | |
… bis zu 50 000 € | Geldstrafe | |
… bis zu 100 000 € | Freiheits- oder Geldstrafe | … kann auf Bewährung ausgesetzt werden |
… bis zu 1 000 000 € | Freiheits- und evtl. Geldstrafe | … kann auf Bewährung ausgesetzt werden |
… mehr als 1 000 000 € | Freiheits- und evtl. Geldstrafe | … kann nicht auf Bewährung ausgesetzt werden |
Video: Weinen, Zetern, Fluchen - die hitzigen Attacken von Uli Hoeneß