Was bedeutet es, nach sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend selbst Kinder zu haben und elterliche Verantwortung zu tragen?

Symbolbild – drei Bäume von klein bis groß als Symbol für Elternschaft nach Sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend.

Eine Befragung von Betroffenen mit und ohne Kinder

Sexu­elle Gewalt in Kind­heit und Jugend kann viel­fäl­tige Aus­wir­kungen auf die Gesund­heit und Bio­grafie der Betrof­fenen haben. Der gewalt­volle und mani­pu­lie­rende Ein­griff, den sexu­elle Über­griffe durch nahe­ste­hende Per­sonen bedeuten, kann Folgen für die Fähig­keit haben, ver­läss­liche Bin­dungen ein­zu­gehen und anzu­bieten, Ver­trauen zu anderen Men­schen auf­zu­bauen und dau­er­haft zu halten. Deshalb kann es sein, dass eigene Bin­dungs­fä­hig­keit beein­träch­tigt ist und es schwerer fällt elter­liche Kom­pe­tenzen zu entwickeln.

Mit Kindern zu leben kann als Bela­stung, als Her­aus­for­de­rung oder als großes Glück emp­funden werden – oft alles gleich­zeitig. Es wäre ein Kurz­schluss, alle Pro­bleme, die Betrof­fene in ihrer Eltern­rolle haben, auf die Gewalt in der Kind­heit und Jugend zurück­zu­führen. Aber ange­sichts bekannter Aus­wir­kungen des Gewalter­le­bens ist es wichtig, die Frage nach spe­zi­fi­schen Bela­stungen und Bedarf an Unter­stüt­zung zu stellen.

In Inter­views zu frü­heren Studien wurde Eltern­schaft immer wieder ange­spro­chen, was uns zeigt, wie bedeutsam dieses Thema für Betrof­fene ist. Deshalb greifen wir es nun in diesem Projekt gezielt auf.

Untersucht werden sollen folgende Fragen:

  • Welche Her­aus­for­de­rungen beschreiben Betrof­fene, die eigene Eltern­schaft vor dem Hin­ter­grund der sexu­ellen Gewalt in der Kind­heit leben?
  • Welche Bedeu­tung hat die Gewalt in der Kind­heit für eine Ent­schei­dung für oder gegen eigene Kinder?
  • Wie werden Ent­schei­dungen für oder gegen eine Offen­le­gung der erlebten sexu­ellen Gewalt gegen­über eigenen Kindern getroffen?
  • Welche Rolle spielt eigene Eltern­schaft im Prozess der indi­vi­du­ellen Bewäl­ti­gung der gewalt­vollen Kindheitserfahrungen?
  • Welcher Unter­stüt­zungs­be­darf lässt sich anhand der Ergeb­nisse iden­ti­fi­zieren? Welche Unter­stüt­zung wurde als wirksam erlebt?

Zitate von Betroffenen

  • Was ich gut hin­krieg, ist das mit den Kindern, dass ich für die da bin. Meine Kinder sind wunderbar.
  • Dann war da eine Zeit, wo meine Kinder in dem Alter waren, wo mir das pas­siert ist. Dann wurde es ganz arg schwierig, also ich hab psy­chi­sche Pro­bleme bekommen und ich habe dann mit einer Psy­cho­the­rapie begonnen wo das dann zur Sprache kam.
  • Ich habe mir von Anfang an geschworen, alles, was du erlebt hat, das sollen deine Kinder nicht erleben.
  • Ich hab keine Kinder gekriegt – die Angst war zu groß, dass auf­grund meiner Geschichte meinem Kind sowas pas­sieren könnte und ich guck nicht hin.
  • Im Großen und Ganzen hab ich ja Glück gehabt was mein Leben angeht. Ich habe eine gesunde Tochter und bin in einer zufrie­denen Bezie­hung seit 25 Jahren.

Betroffenenbeteiligung

Die Studie wird par­ti­zi­pativ unter aktiver Betei­li­gung von Erwach­senen, die in Kind­heit oder Jugend von sexu­eller Gewalt betroffen waren, durchgeführt.

Forschungsgruppe

Eine feste For­schungs­gruppe aus Betrof­fenen wurde gegründet, die sich regel­mäßig trifft, die For­schungs­fragen wei­ter­ent­wickelt und Aus­wer­tungs­schritte diskutiert.

Projektbeirat

Das Projekt wird kri­tisch begleitet durch einen Beirat, der sich aus Ver­tre­te­rinnen und Ver­tre­tern von Wis­sen­schaft und Fach­praxis sowie Betrof­fenen zusammensetzt.