LERN-Jahrestagung

4. Mai 2023 - 5. Mai 2023 | Jahrestagung

„Wirksamkeit und Nachhaltigkeit in der Bildung"

Die interne Wissenschaftliche Jahrestagung 2023 fand am 04. und 05. Mai in Mannheim statt und wurde vom IDS | Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, von GESIS | Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und vom ZEW | Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim ausgerichtet.

Sprachfördermaßnahmen in Kindertageseinrichtungen und ihre Wirksamkeit: Ergebnisse der Forschungssynthese stark abhängig von der Suchstrategie

Karin Zimmer (Universität Vechta) & Jolika Schulte (Universität Vechta)

Ziel von Forschungssynthesen ist es, alle für ein Themenfeld relevanten Forschungsergebnisse zu identifizieren und die aus ihnen ableitbare Evidenz unter Berücksichtigung ihrer Aussagekraft zu bündeln. Zum zweiten sollen auf diese Weise auch Forschungslücken identifiziert werden. Der transparenten und möglichst vollständigen Informationssuche kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob neben den in wissenschaftlichen Fachzeitschriften publizierten Forschungsergebnissen auch andere Quellenarten, wie etwa Werke der sog. grauen Literatur zum Erkenntnisfortschritt beitragen können. Dieser Frage wird im Rahmen der Erstellung einer Forschungssynthese zu Maßnahmen der Sprachförderung für Kinder ab 3 Jahren in Kindertageseinrichtungen in Deutschland (Zeitraum 1949-2017) nachgegangen. Es wurde eine systematische Informationssuche in neun nationalen und internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften- und Projektdatenbanken, dem Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, eine Anfrage aller deutschen Städte mit über 100.000 Einwohnern und eine Internetrecherche (Google und GoogleScholar) durchgeführt. Zudem wurden Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft direkt angeschrieben und um Hinweise zum Thema gebeten. Insgesamt wurden auf diese Weise 2.566 verschiedene Dokumente gefunden, von denen 327 nach einer zweistufigen Screening-Prozedur als für die Fragestellung relevant in die Forschungssynthese aufgenommen wurden. Von diesen machen wiederum 31 Untersuchungen auch aussagekräftige Angaben zur Wirksamkeit der Sprachförderung auf Ebene des Kindes.
Die in die Forschungssynthese eingehenden Quellen werden mit Hinblick auf ihren Publikationsstatus und ihre Begutachtung in einem externen Begutachtungsverfahren eingeordnet. Im Ergebnis zeigt sich, dass über ein Drittel aller relevanten Dokumente durch die direkte Expertenanfrage und sie ergänzende Internetrecherchen gefunden wurden. Die zur Beurteilung der Wirksamkeit von Sprachförderung beim Kind herangezogenen Untersuchungen stammen knapp zur Hälfte aus Quellen, die nicht einer formalen, externen Begutachtung unterzogen wurden. Je nach Quellenart finden sich Unterschiede in Zielgruppe und Zielrichtung der Intervention. Dieser Befund zeigt die Wichtigkeit von grauer und unveröffentlichter Dokumentation und weist darauf hin, wie (aus der Praxis stammendes) Erfahrungswissen in der wissenschaftlichen Arbeit vermehrt berücksichtigt werden kann.

Durch welche Maßnahmen gelingt der Abbau von Bildungsbarrieren? Erste Ergebnisse einer Forschungssynthese

Selina Kirschey (DIPF), Monika Lindauer (DJI), Ingeborg Jäger-Dengler-Harles (DIPF), Christina Möller (DJI), Jan Scharf (DIPF), Andreas Herz (DJI), Susanne Kuger (DJI) & Kai Maaz (DIPF)

Sozial benachteiligte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben geringere Bildungschancen und -erfolge. Dieser Zusammenhang ist in Deutschland besonders stark und persistent (Becker & Lauterbach, 2016; Köller et al., 2019; Lühe, 2019; Maaz & Dumont, 2019; Miethe et. al., 2021; Scharf et al., 2020, Weis et al., 2019). Die Frage, wie Bildungsbarrieren entstehen, ist umfangreich erforscht und systematisiert (Bachsleitner, Lämmchen & Maaz 2022). Dagegen fehlt es an Überblicksarbeiten, welche Maßnahmen zum Abbau von Bildungsbarrieren wirken.
Studienergebnisse zu dieser Frage zu systematisieren, ist Ziel unserer Forschung im Verbundprojekt „ABIBA | Meta − Abbau von Bildungsbarrieren: Lernumwelten, Bildungserfolg und soziale Teilhabe“. Während viele Studien vor allem Bildungsbarrieren im Zusammenhang
mit formalen Bildungssettings untersuchen (Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2020, S. 79; Gomolla, 2014), soll unsere Forschungssynthese darüber hinaus auch die non-formale und informelle Bildung einschließen. Wir berücksichtigen zudem eine breite Spanne an Lebensphasen von der frühen Kindheit bis zum jungen Erwachsenenalter (0-27 Jahre). Das Forschungsvorhaben fokussiert verschiedene Ebenen, auf denen Bildungsbarrieren auftreten
(Schmidt-Hertha, 2018, S. 831; Wenzel, 2008, S. 430): individuelle Aspekte (Mikro-Ebene), Lernumwelten (Meso-Ebene) und strukturelle Aspekte wie wirtschaftliche oder sozialräumliche Lebenslagen (Makro-Ebene). Der Fokus liegt auf empirischen qualitativen und quantitativen
Studien, die die Wirksamkeit von Maßnahmen gegen Bildungsungleichheiten in Deutschland evaluieren. Dazu wird in Literaturdatenbanken anhand einer kriteriengeleiteten Suchstrategie
nach relevanten Studien recherchiert, die anschließend kodiert und analysiert werden. Der Beitrag berichtet erste Ergebnisse zu bisher analysierten Studien. Dabei wird zunächst der Anteil an Studien in den verschiedenen Bildungssettings und Lebensphasen verglichen.
Des Weiteren erfolgt eine Darstellung, welche Arten von Bildungsbarrieren und welche Maßnahmen zu deren Abbau in der untersuchten Literatur erforscht werden und schließlich,
ob und wie diese Maßnahmen wirken. Ausblickend wird die Bedeutung der Ergebnisse für die empirische Bildungsforschung und die Praxis erörtert: Die Identifikation von wirksamen Maßnahmen sowie Forschungsdesiderata zum Abbau von Bildungsbarrieren, auch in bisher weniger erforschten Lebensphasen und Bildungssettings.

Ungleiches ungleich behandeln. Abbau von Bildungsungleichheiten durch eine bedarfsorientierte Ressourcensteuerung?

Norbert Sendzik (LIfBi), Marcel Helbig (LIfBi, WZB), Denise Demski
(RUB) & Gabriele Bellenberg (RUB) & Sarah Eiden (RUB)

Herkunftsbedingte Disparitäten im Bildungssystem sind für unterschiedliche Bildungsetappen und im Zeitverlauf international und national vielfach empirisch belegt, wobei für ihre Erklärung neben primären und sekundären Herkunftseffekten auch dem Sozialraum und sozialen Segregationstendenzen Relevanz zukommt. Eine bedarfsorientierte Ressourcensteuerung, im Zuge derer Bildungseinrichtungen mit einem hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien zusätzliche Ressourcen erhalten, wird als Mittel zum Abbau von Bildungsbarrieren angesehen und seit einigen Jahren auch auf kommunaler Ebene verstärkt eingesetzt. Im Mehrebenensystem kommt Kommunen dabei eine Doppelrolle hinsichtlich der Mittelzuweisung zu, da sie sowohl über eigene Ressourcen verfügen, daneben z.T. aber auch für die konkrete Verteilung von Bundes- oder Landesmitteln verantwortlich sind.
Internationale Befunde deuten darauf hin, dass der Ressourcenumfang sowie die Art und Weise, wie diese zugewiesen und genutzt werden (sollen), die Wirkungen einer bedarfsorientierten Ressourcensteuerung beeinflussen. Für Deutschland liegt jedoch noch kaum Evidenz in Bezug auf Ausmaß, Ausgestaltungen und Wirkungen einer bedarfsorientierten Ressourcensteuerung vor. Mit dem Ziel, eine Datengrundlage für eine wirkungsbezogene Evaluationsforschung zu gewinnen, gehen wir daher folgenden Forschungsfragen nach:

- Welche Kommunen in Deutschland haben bereits eine bedarfsorientierte Ressourcensteuerung im Schulbereich implementiert?
- Wie wird eine bedarfsorientierte Ressourcensteuerung in Kommunen umgesetzt (z.B. Umfang, Verteilungsprinzipien)?

Die ersten Ergebnisse einer systematischen Dokumentenanalyse sowie einer Onlinebefragung von Leitungen kommunaler Schulverwaltungen im Rahmen des BMBF-Verbundprojekts „ABBAUBAR“ deuten darauf hin, dass sich sowohl die Implementation einer bedarfsorientierten
Ressourcensteuerung als auch deren Umsetzung zwischen Kommunen deutlich unterscheidet. Liegt eine bedarfsorientierte Ressourcensteuerung vor, lässt sich eine Varianz etwa hinsichtlich der Art der Mittel (Personalstellen bzw. Budgets zur freien oder zweckgebundenen Verwendung) und in Bezug auf die Verteilungsgrundlage (antragsbasiert bzw. datenbasiert, z.B. durch die Verwendung von Sozialindizes) identifizieren. Im Vortrag werden deskriptive Statistiken präsentiert sowie Einblicke in die unterschiedlichen kommunalen Umsetzungen gegeben; zudem werden nächste Schritte zur Nutzung der Befunde für eine Forschung zu den Wirkungen einer bedarfsorientierten Ressourcensteuerung vorgestellt und kritisch diskutiert.

Nützlichkeit und Wirksamkeit einer innovativen Suchmaschine für
authentische und kompetenzadaptive Sprachlerntexte (KANSAS)

Mareike Kholin (DIE), Detmar Meurers (U Tübingen), Michael Becker-Mrotzek (MI Köln), Hannes Schröter (DIE) & Josef Schrader (DIE)

Für eine gelingende Binnendifferenzierung brauchen Lehrkräfte in den Bereichen Alphabetisierung, Grundbildung und Deutsch als Zweitsprache Sprachlernmaterial, das sowohl inhaltlich als auch sprachlich an die heterogenen Bedürfnisse der Lernenden angepasst ist. Digitale Tools können Lehrkräfte bei der Textrecherche unterstützen. KANSAS ist eine innovative Suchmaschine, die Lehrkräfte bei der Suche und Auswahl von authentischen Lesetexten im Internet und in einem elektronischen Textkorpus unterstützt (Dittrich et al., 2019). Mit KANSAS können Lehrkräfte sowohl die inhaltliche als auch die sprachliche Komplexität der Texte bei der Suche anpassen.
Für einen nachhaltigen und effektiven Einsatz neu entwickelter Tools braucht es systematische Studien zur Nützlichkeit und Wirksamkeit digitaler Tools in realistischen Anwendungskontexten. Im folgenden Beitrag werden daher zwei aufeinander aufbauende Online-Studien zu KANSAS präsentiert.
Eine Evaluation der Suchmaschine mit 27 Lehrkräften ergab, dass Lehrkräfte KANSAS als hilfreiches Werkzeug für die Unterrichtsplanung und Textrecherche erleben (Mayer et al., 2023). Die Ergebnisse der Evaluation zeigen insbesondere die Relevanz frei verfügbarer und veränderbarer Sprachlerntexte für den nachhaltigen Einsatz der Suchmaschine auf. In einer Within-subjects-Interventionsstudie mit 36 Lehrkräften wurde KANSAS mit einer Standardsuchmaschine, die keine sprachlichen Einstellungen ermöglicht, verglichen. Die Ergebnisse der Interventionsstudie zeigen, dass mit KANSAS sprachlich passendere Texte gefunden wurden und die Qualität von auf den darauf aufbauenden Unterrichtsentwürfen durch zwei unabhängige Gutachtende höher bewertet wurde.
Im Vortrag werden diese Ergebnisse diskutiert und zukünftige Forschungsperspektiven aufgezeigt. Darüber hinaus wird erläutert, wie der Bedarf an frei verfügbaren Sprachlerntexten durch die Erstellung eines Textkorpus aus über 11.000 frei lizensierten Texten in KANSAS adressiert wurde.

A Library in the Palm of your Hand? Inequalities in Reading Literacy and
Educational Attainment

Silke Anger (IAB), Bernhard Christoph (IAB), Agata Gałkiewicz (IAB, U Potsdam), Shushanik Margaryan (U Potsdam), Frauke Peter (DZHW), Malte Sandner (IAB, TH Nürnberg), Thomas Siedler (U Potsdam)

Children from disadvantaged households read less than their non-disadvantaged peers. Reading skills correlate with overall academic achievement, suggesting that insufficient reading may be one of the causes of achievement gaps by socioeconomic background. This paper evaluates the effects of a randomized reading intervention that distributed E-book-readers to students from disadvantaged backgrounds in grades five and six. We examine reading time, reading competence, and educational outcomes. We find that the intervention significantly increases students‘ reading. Our results suggest that a relatively inexpensive intervention, which directly targets children, can have a large effect on an important educational activity.

LernGrammis: Lernerspezifische Materialien und
Angebote für die Reflexion über Sprache – Grundlagen für
systematisches strukturelles Sprachwissen

Giorgio Antonioli (IDS), Gertrud Faaß (IDS), Niklas Reinken (IDS), Roman Schneider (IDS)

Die Auseinandersetzung mit den grammatischen Mustern eines Sprachsystems ist sowohl in der Erstsprache (L1) als auch beim Erwerb von Zweit- (L2) bzw. Fremdsprachen die vielleicht größte Hürde. Gründe dafür können unterschiedlich sein. Grammatik-Lehrwerke überfordern Lernende ohne spezielle Vorkenntnisse zum einen oft mit ihrer Komplexität, zum anderen werden sie als zu abstrakt in dem Sinne wahrgenommen, dass die konkrete Bezugnahme auf Sprachpraxis nicht überzeugend erschlossen werden kann. Das hat naheliegenderweise Folgen: Entweder misslingt der Erwerb von metasprachlichem Wissen im Rahmen von Bildungsmaßnahmen ganz und gar oder das erworbene Wissen wird nach dem Ende der entsprechenden Bildungsmaßnahme rasch wieder vergessen.
Unter anderem aus diesen Gründen ist der Bedarf nach Ressourcen, die eine nachhaltig wirksame, nicht überlastende und weiterfördernde Beschäftigung mit strukturellem Sprachwissen ermöglichen, stärker denn je. Genau die Erstellung einer solchen Ressource setzt sich das Projekt LernGrammis zum Ziel. Die Arbeiten daran begannen im Dezember 2022 und streben den didaktischen Ausbau des digitalen grammatischen Informationssystems Grammis (grammis.ids-mannheim.de) an. Dieses soll um Lernbausteine und -pfade für die universitäre Lehre sowie für den Schul- bzw. den Fremd-/Zweitsprachenunterricht erweitert werden. Jede Lerneinheit adressiert also einen spezifischen Bildungsbereich und ist weiterhin:

- modular aufgebaut: Sowohl die einzelnen thematischen Einheiten als auch die jeweiligen Subdokumente sind weitestgehend voneinander unabhängig. Somit wird kein Vorwissen aus vorangehenden Einheiten vorausgesetzt. Eventuelle Wissenslücken lassen sich durch im Text eingebettete Verknüpfungen beheben. Somit wird auch die Gefahr minimiert, die Nutzerschaft mit überflüssigen Informationen zu überlasten.
- interaktiv und multimedial: Die Lernenden werden in jeder Einheit mit Aufgaben zur linguistischen Reflexion und mit Übungen konfrontiert und erhalten anschließend Rückmeldungen bzw. Lösungshinweise. Zu den Aufgabenstellungen gehören stellenweise auch Recherchen in digitalen Grammatikwörterbüchern und Sprachkorpora. Somit werden sowohl die aktive Beschäftigung mit Regelwerken als auch die (niederschwellig) forschende empirische Analyse grammatischer Kategorien und Zusammenhänge („forschendes Lernen“) gefördert. Das selbstständige Arbeiten mit authentischem Material befördert dabei mutmaßlich die Erarbeitung individueller Lernstrukturen und überwindet eine nicht mehr zeitgemäße Interpretation von Lernen als purer Wissensaneignung.

Im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme zum Aufbau einer nachhaltig verfügbaren digitalen Bildungsinfrastruktur wird das Angebot an die im Entstehen begriffene „Nationale Bildungsplattform“ angeschlossen. Um die Bedarfe der heterogenen Nutzungsgruppen abzuschätzen, führt das Projekt eine breit adressierten Online-Umfrage unter Lehrenden und Lernenden durch. Deren Ergebnisse fließen in die Arbeiten zur Entwicklung eines lebenslang – d.h. in unterschiedlichen Bildungskontexten – effektiven Angebots ein. Wirksamkeit und Bildungserfolge werden zum Abschluss des Projekts wiederum im Rahmen einer empirischen Nutzungsstudie validiert. Im Vortrag präsentieren wir „Work in Progress“ und werden anhand konkreter erster Ergebnisse die Integration von LernGrammis in der akademischen Lehre, im Schulunterricht und beim Erwerb des Deutschen als Zweit-/Fremdsprache demonstrieren.

Subject-Specific Higher Education Gender Wage Gap in Germany, 1993-2013

Fabian Trennt (DZHW) & Jessica Ordemann (DZHW)

Germany has experienced a tremendous expansion of higher education (HE) over the last decades. Especially women increasingly obtained a HE degree. On the one hand, a growing share of HE graduates reflect a change of demand in advanced skills due to technological progress. On the other hand, the expansion might have led to an oversupply of graduates and therefore worse returns on higher education. This should especially be true for study subjects that are commonly not perceived as being the driving force of technological change such as humanities or social sciences – subjects that are often studied by women. While most research did not find a negative impact of HE expansion on graduates’ labor market prospects in Germany, studies that take a more differentiated view at the level of subjects and gender are scarce.
In our study, we ask if HE expansion has an impact on the HE gender wage gap taking into account that field of studies and their associated labor market returns might be influenced differently by technological change. To answer our research question, we use the data of German Centre for Higher Education Research and Science Studies (DZHW)-Graduate Panel Studies of the 1993, -1997-, 2001-, 2005-, 2009- and 2013 graduate cohorts. We run OLS-regressions with real hourly wages at the first job after graduation as dependent variable and interaction of cohort and gender as main independent variable. We find rising wages over nearly all subjects for women and men between 1993 and 2013 with a sharp decline in 2005 and an increase in the gender wage gap after 2005. The HE gender wage gap in our study is mostly driven by graduates of STEM-fields. However, apart from the last cohort, women with a degree in natural sciences have caught up with their male counterparts.

The untold story of internal migration in Germany: patterns, developments, and the role of education

Anton Barabasch (LIfBi), Kamila Cygan-Rehm (LIfBi), Guido Heineck (U Bamberg) & Sebastian Vogler (LIfBi)

Educational Mobility and the Economic Performance of European Regions

Guido Neidhöfer (ZEW), Sarah McNamara (ZEW) & Patrick Lehnert (UZH)

This study analyses the evolution of intergenerational mobility at the regional level and its effects on regional growth and innovation. Based on a rich set of harmonised microdata from 31 European countries, we compute cohort-based time series for several dimensions of intergenerational educational mobility at the regional and national levels. On average, upward mobility rose for cohorts born between 1940 and 1979 at both the secondary and tertiary level. However, considerable spatial and temporal heterogeneity suggests a large degree of regional variation. In a second stage, we use a weighting procedure based on innovation activities over the lifecycle to weight the aggregate annual participation of cohorts in innovation and economic activity. Using these weighted measures, we estimate the effects of changes in mobility on innovation and growth at the regional level using patent data from the European Patent Office and multiple proxies for regional development.

Die Bedeutung von Implementationskontexten für die Wirksamkeit bildungspolitischer Interventionen im Feld der Weiterbildung

Fabian Rüter (DIE), Renan Sari Winkler (DIE), & Julian Hemmerich (DIE)

Im Knowledge Café soll das Konzept einer Nachwuchsgruppe vorgestellt und diskutiert werden, die ihre Arbeit 2023 am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung aufgenommen hat. Die Nachwuchsgruppe greift ein zentrales Desiderat der aktuellen Forschung zur Untersuchung der konkreten Gelingensbedingungen einer erfolgreichen Implementierung von Interventionen in Bildungssystemen (Schrader et al., 2020) auf.
Dieses Desiderat wird mit der Frage nach den Bedingungen der Wirksamkeit bildungspolitischer Interventionen im Feld der Weiterbildung adressiert. Dazu liegen in der Forschungsliteratur Studien vor, die häufig nur geringe oder nicht signifikante Treatmenteffekte ausweisen. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass individuelle Charakteristika (Rüter et al., 2020), regionale Merkmale (Martin et al., 2020) und Organisationsmerkmale (Reuter et al., 2020) die Wirksamkeit bildungspolitischer Interventionen beeinflussen und sich Phänomene der Effektheterogenität in Abhängigkeit dieser Kontextmerkmale beobachten lassen.
Während der Forschungsbereich zu den Wirkungen bildungspolitischer Interventionen gegenwärtig besser in der Literatur etabliert ist, stellt die Untersuchung von Effektheterogenitäten ein wichtiges Desiderat dar (Hedges, 2018). So werden vorliegende Befunde zur Effektheterogenität zumeist erst im Ergebnis der Modellschätzungen sichtbar und sind selten auf theoretischen Annahmen begründet. Im Forschungsfeld der Interventions- und Implementationsforschung wird dabei grundlegend angenommen, dass Effekte von Interventionen heterogen sind (Smith, 2022) und über verschiedene Dimensionen von Implementationskontexten variieren (Nilsen & Bernhardsson, 2019). Nicht signifikante Durchschnittseffekte können so ein Aggregat heterogener Wirkungen in unterschiedlichen Implementationskontexten sein, die es in der Nachwuchsgruppe zu untersuchen gilt.
In den geplanten Forschungsvorhaben werden theoriegeleitet Annahmen moderierender Effekte individueller, institutioneller, organisationaler sowie regionaler Implementationskontexte auf die Wirksamkeit bildungspolitischer Interventionen im Feld der Weiterbildung untersucht. Zentrale Outcomes sind das individuelle Weiterbildungsverhalten sowie das Handeln von Weiterbildungsorganisationen. Die Forschungsvorhaben stützen sich auf die Sekundäranalyse vorliegender Datensätze der Bildungs- und Sozialforschung unter der Anwendung von quasi- experimentellen Forschungsdesigns, die der Logik kausalen Schließens folgen.
Ein erstes Forschungsvorhaben untersucht Annahmen moderierender Effekte des Betriebskontexts auf die Wirksamkeit eines Bildungsurlaubsgesetzes (Bildungszeitgesetz, Baden-Württemberg, 2015) hinsichtlich des individuellen Weiterbildungsverhaltens.

Wortschatzerwerb während des Lockdowns - Sprachverläufe von Grundschulkindern aus nicht-monolingual-deutschsprachigen Familien während der Schulschließungen 2020/2021

Christian Lohmann (LIfBi) & Teresa Haller (LIfBi)

Der Zugang („Exposure“) zur Mehrheitssprache Deutsch ist für Kinder aus nicht-deutschsprachigen Familien eine zentrale Komponente für den Spracherwerb. Sofern innerhalb der Familie kein oder kaum Deutsch gesprochen wird, bieten oftmals öffentliche Einrichtungen wie KiTas oder Schulen den Kindern Kontakt zur deutschen Sprache. Durch die COVID-bedingten Schulschließungen 2020 und 2021 fiel dieser Zugang jedoch über Monate größtenteils weg und wurde – wenn überhaupt – lediglich durch Interaktionen über Distanzunterricht ersetzt. Im geplanten Forschungsprojekt soll untersucht werden, ob Kinder aus nicht-deutschsprachigen Familien unter Kontrolle relevanter Merkmale (z.B. SES) für den Zeitraum von 2019 bis 2021 eine im längsschnittlichen Verlauf größer werdende Lücke im Wortschatzerwerb im Vergleich zur Kontrollgruppe aufweisen und damit die überraschend spärliche Literatur zu diesem Thema zu erweitern.
Dabei stehen folgende Forschungsfragen im Fokus: Welche Konsequenzen hat der Wegfall des
Zugangs durch die Schulschließungen für den Verlauf des Deutsch-Wortschatzes von Kindern aus Familien, in denen nicht primär Deutsch gesprochen wird? Inwiefern entwickeln sich die
Sprachverläufe anders als bei Familien, in denen Deutsch die einzige Familiensprache ist?
Auf Grundlage der Startkohorte 1 des Nationalen Bildungspanels (NEPS) soll dies mithilfe des
Difference-in-Differences-Ansatzes untersucht werden. Hierbei werden die Fälle in eine Treatment- (Kinder aus nicht-monolingual-deutschsprachigen Familien, n = ca. 300) und eine Kontrollgruppe (Kinder aus deutschsprachigen Familien, n = ca. 1 200) eingeteilt. Wortschatzerhebungen der Kinder fanden mithilfe eines tabletbasierten Tests im Alter von 3 (im Jahr 2015), 5 (2017), 7 (2019) und 9 (2021) Jahren statt, sodass man die Verlaufsunterschiede der Altersspanne 3-7 Jahre als Basis für eine Schätzung des weiteren Verlaufes bis zum 9. Lebensjahr in den beiden Gruppen nehmen und
überprüfen kann, ob diese Differenzen während des Lockdowns größer wurden als zu erwarten wäre.
Innerhalb des Knowledge-Cafés soll v.a. diskutiert werden, inwiefern dieses Interventionsdesign für die Fragestellung passt. Je nach Veröffentlichungsdatum der Daten könnten bereits erste Ergebnisse vorgestellt werden.

Pushing the Button: Wahrnehmungspsychologische Grundlagen von Lehr-Lernvideos

Markus Huff (IWM), Gerrit Anders (IWM), Anett Hoppe (TIB), Ralph Ewerth (TIB) & Martin Merkt (DIE)

Wie wirkt ein Feedback, das nur auf Algorithmen basiert? Zusammenhang von automatisch generierter individueller Handlungsvorschläge mit Metakognition und Prokrastination

Philipp Handschuh (LIfBi), Maria Klose (LIfBi), Felix Haag (U Bamberg), Sebastian Günther (U Bamberg), Konstantin Hopf (U Bamberg) & Thorsten Staake (U Bamberg)

Um Studierende adaptiv bei ihren selbstregulierten individuellen Lernprozessen mit personalisiertem Feedback zu unterstützen, wurde eine neuartige Feedback-Intervention getestet, die das Potenzial des maschinellen Lernens und kontrafaktischer Erklärungen einsetzt. Dabei wird auf Basis von Logdaten des aktuellen Lernverhaltens in einer digitalen Lernplattform, sowie des Lernverhaltens von erfolgreichen Studierenden früherer Kurse, Vorschläge zur weiteren Kursbearbeitung gemacht (z.B., Videos anschauen, Quizze wiederholen). Doch wie lässt sich eine Notensteigerung dieses vorwiegend statistisch basierten Feedbacks lernpsychologisch erklären?
Eine Herausforderung für das selbstregulierte Lernen ist die Prokrastination, z.B. mangelnde Lern- und Organisationsfähigkeiten (Steel, 2007). Durch das adaptive Feedback sollten Studierende in ihrem Lernprozess bei ihrem Lernplan unterstützt werden. Auch metakognitive Prozesse wie Planung und Überwachung sind relevant für das selbstregulierte Lernen (Pintrich, 1991). Das Feedback sollte dabei die Folgen einer unzureichenden Überwachung reduzieren.
Um den moderierenden Einfluss des Feedbacks auf den Zusammenhang von Metakognition und Lernleistung, sowie Prokrastination und Lernleistung zu untersuchen, wurde das Feedback in einem Kurs im Bachelor (83 Personen), sowie einem im Master der Wirtschaftsinformatik umgesetzt (84 Personen). Innerhalb eines Kurses gab es jeweils eine Gruppe mit und eine ohne Feedback. Unsere Studie folgt einem difference-in-differences Experimentaldesign, bei dem die Experimentalgruppe nach einer Baseline-Phase ein wöchentliches Feedback erhalten hat.
Es geht dabei nicht nur um die Frage, welchen Studierenden dieses Feedback hilft, sondern auch darum Schlüsse zu genieren, wie das Feedback wirkt. Daraus sollen Ableitungen für die Arten der Bearbeitungsvorschläge für die Studierende getroffen werden, sowie Folgerungen, welche Logdaten besonders relevant hierfür sind.

Lektüren im Deutschunterricht als Beitrag zu einer nachhaltigen Lesesozialisation. Vergebene Chancen durch mangelnde Diversität?

Carolin Müller-Spitzer (IDS) & Thomas Wortmann (U Mannheim)

Welche Faktoren fördern deutsche Sprachkompetenzen bei Kindern mit italienischer oder türkischer Herkunftssprache?

Monika Lindauer (DJI)

Mehrsprachig aufzuwachsen ist vorteilhaft (Bialystok, Craik & Luk 2012, Han 2010) und für ein Fünftel der Kinder in Deutschland Realität (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2022). Zugleich sind die zu Hause gesprochene Sprache – sowie der sozio-ökonomische Status (SES) – Hauptgründe für ungleiche (Sprach-)Kompetenzen (Hußmann et al. 2017, u.a.). Spracherfahrung und SES sind in soziologischen und linguistischen Spracherwerbsmodellen jeweils Indikatoren für Exposure und Effizienz bzw. externe und interne Mechanismen (Chiswick & Miller 1995, Esser 2006, Paradis 2011). Als weitere interne bzw. Effizienz-Indikatoren gelten Merkmale der Herkunftssprache und das Erwerbsalter. Einflüsse dieser Indikatoren können aber auch mit Spracherfahrung zusammenhängen (Gresser 2018, Hart & Risley
1995, Hoff 2003, Jia & Fuse 2007, Kaltsa, Prentza, Papadopoulou & Tsimpli 2020, Lloyd-Smith, Einfeldt & Kupisch 2020).
Dieser Beitrag untersucht, ob und wie Merkmale der Herkunftssprache, das Erwerbsalter, SES und Spracherfahrung den Erwerb dreier sprachlicher Phänomene des Deutschen (Wortakzent, Genus, Verbstellung) bei zweisprachigen und deutsch-einsprachigen Kindern beeinflussen. Diese Kombination mehrerer sozio-linguistischer Prädiktoren für mehrere spezifische Sprach-Phänomene ist bisher selten.
Von 161 Kindern im Alter von 3-10 Jahren der drei untersuchten Sprechergruppen wurden Produktionen in spielerischen Experimenten aufgezeichnet. Die Prädiktoren wurden in einem Elternfragebogen erhoben, wobei die Spracherfahrung als Input und Output in quanti-
tativer und qualitativer, akkumulierter und aktueller Form sowie innerhalb und außerhalb der Familie operationalisiert wurde (vgl. Klein & Becker 2017, Paradis 2011, Unsworth 2013). Die untersuchten Einflussfaktoren, insbesondere die Spracherfahrung, wirken am deut-
lichsten bei Genus und Verbstellung. Die Ergebnisse deuten einerseits einen Einfluss der linguistischen Merkmale der Herkunftssprachen an, andererseits können Unterschiede zwischen den Sprechergruppen durch deren unterschiedliche Spracherfahrung erklärt werden. Effekte
von Erwerbsalter und SES scheinen ebenfalls mit Spracherfahrung zusammenzuhängen.
Sprachlicher Input bzw. Interaktion hat demnach zentrale Bedeutung im Spracherwerb. Da die Familie meist einzige Erwerbsquelle für die Herkunftssprache ist, wären für den Erwerb des Deutschen Maßnahmen förderlich, die mehr Zugang zu deutsch-sprachiger Interaktion außerhalb der Familie ermöglichen.

Zum Zusammenhang zwischen konsistenter Terminologie und wirksamer sprachlicher Bildung: das Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachausdrücke

Angelika Wöllstein (IDS) & Christian Lang (IDS)

Der Aufbau von Wissensbeständen im schulischen (Sprach-)Unterricht, also die Vermittlung sprachlicher Begriffe, benötigt Fachausdrücke als metasprachliches Grundlagenwissen, mit dem Lehr- und Lerninhalte vermittelt bzw. erworben werden. Begriffe und Fachausdrücke werden in Terminologien systematisch strukturiert. Bei deren Erstellung sind fachliche Fundierung und Konsistenz Voraussetzungen dafür, dass in der praktischen Anwendung eine adäquate und kongruente intersubjektive Begriffsbildung, d. h. die Verknüpfung eines Terminus mit zu erwerbenden sprachlichen Konzepten, zusammengesetzt aus implizitem Wissen und expliziten Kompetenzen, entstehen kann. Die Terminologielehre (vgl. Arntz et al., 2014; DIN 2342:2022-07, 2022) liefert grundsätzliche Gütekriterien hinsichtlich Erstellung und Struktur von Terminologien sowie der inhaltlichen Präzision und Verständlichkeit von Definitionen, um Wirksamkeit und Nachhaltigkeit in deren Anwendung sicherzustellen. Für die schulische Vermittlung von Fachinhalten sind überdies Prototypik von Anwendungsbeispielen und Operationalisierbarkeit im Gebrauch weitere Kriterien für eine nachhaltige Anwendung im Unterricht.
Sprachunterricht setzt auf Begriffsbildungen besonders für sprachlich-grammatische Konzepte (z. B. Nomen, Wortgruppe, Kommentarglied) in Spracherwerb und -reflexion. Im schulischen Deutschunterricht wird dafür seit 1982 die „82-Liste“ genutzt, deren Nutzbarkeit allerdings von Beginn an wegen ihrer Konzeption, der Nicht-Beteiligung des Fachs sowie fehlender fachlicher Bezüge in der Kritik von Sprachdidaktik und Sprachwissenschaft stand. Als Antwort auf diese Mängel wurde das neue „Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachausdrücke“ (https://grammis.ids-mannheim.de/vggf) von einem repräsentativ ausgewählten Gremium aus entsandten Expert*innen des (Sprach-)Bildungsbereichs entwickelt, das die oben genannten Gütekriterien erfüllen soll. Es dient als Angebot für die Auswahl von Termini und Begleitmaterialien je nach Schulart und -stufe und ermöglicht den Zugang und die Erfassung des inhaltlichen Kerns und der Formen eines sprachlich-grammatischen Konzepts.In unserem Beitrag möchten wir das VGGF vorstellen und zeigen, dass seine Entstehungsweise eine potenziell wirksamere und nachhaltigere Terminologie im Vergleich zur „82-Liste“ bereitstellen kann. Darüber hinaus möchten wir diskutieren, mit welchen Maßnahmen die inhaltliche Wirksamkeit langfristig evaluiert werden kann, sodass zukünftige Weiterentwicklungen des VGGF evidenzbasiert erfolgen können.

Online Tutoring for Low Performing Students in the Aftermath of Covid-19 School Closures

Silke Anger (IAB, U Bamberg), Bernhard Christoph (IAB), Agata Gałkiewicz (IAB, U Potsdam), Shushanik Margaryan (U Potsdam), Frauke Peter (DZHW), Malte Sandner (IAB, TH Nürnberg) & Thomas Siedler (U Potsdam)

To reduce the spread of Covid-19, school closures and other measures limiting in-person teaching and peer interactions were implemented almost universally worldwide. These measures have large potential to aggravate students’ educational performance, in particular for those from low socio-economic backgrounds or already low performing students. To mitigate the negative effects of Covid-19 on student performance, governments provided large financial resources to implement tutoring for students. However, little is known about the take-up and the effectiveness of such programs.
This study uses a randomized controlled trial to investigate the effectiveness of a one-to-one online tutoring program targeting low performing school students. University students deliver the free of charge tutorials for the treatment group. We first analyze the effect of tutorial invitations on the take-up. We proceed to study its effects on student performance, learning activities, and labor market transition.

BILAD: Ein internationales Forschungsnetzwerk zu Authenzität und Digitalität in informellen Lernorten

Stephan Schwan (IWM), Doris Lewalter (TU München), Stephanie Moser (TU München) & Bärbel Garsoffky (IWM)

Außerschulische und informelle Lernorte rücken zunehmend in den Fokus der Bildungsforschung. Bisher gibt es wenig Forschung zu informellen Lerngelegenheiten und es gilt ihre zugrundeliegenden Wirkungsmechanismen und ihre Nachhaltigkeit zu thematisieren.
Mit diesem Ziel startete im Oktober 2021 das BMBF-geförderte Verbundprojekt „Bildungsforschung an informellen Lernorten im Spannungsfeld von Authentizität und Digitalität“ (BILAD). Das durch die TUM und das IWM initiierte internationale Forschungsnetzwerk setzt sich aus etablierten Wissenschaftler:innen und Expert:innen aus 17 Forschungseinrichtungen, Museen, Science Centern und Gedenkstätten aus Europa und den USA zusammen. Das Netzwerk arbeitet dabei bewusst über die traditionellen Typen von Museen hinweg und das Spektrum der beteiligten Lernorte umfasst sowohl Naturkundemuseum, Technikmuseen, Kunstmuseen als auch historische Gedenkstätten. Im Verlauf des Projekts sollen mehrere Themenbereiche konzeptuell bearbeitet werden: Authentizität, informelles Lernen, digitale Medien und forschungsmethodische Herausforderungen.
Inhaltlicher Schwerpunkt ist das an informellen Orten einzigartige Zusammenspiel von Authentizität und Digitalität, das bisher in der empirischen Bildungsforschung wenig Beachtung fand, und die Besonderheit des Netzwerks ist die Zusammenführung ganz unterschiedlicher Perspektiven. Aktuell widmet sich das Projekt dem Thema Authentizität und der Frage, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten diesbezüglich in den unterschiedlichen informellen Einrichtungen existieren. Hier kristallisierten sich vier relevante Aspekte heraus: Zum einen ist Authentizität nicht dichotom, sondern graduell. Weiterhin ist Authentizität verknüpft mit der jeweiligen Erfahrung, das heißt Entitäten können sich durchaus „wahr“ anfühlen, auch wenn es keine Originale sind. Ob Objekte authentisch wirken hängt auch stark vom Kontext ihrer Präsentation ab, also etwa Ausstellungsstrategien. Schließlich bezieht sich Authentizität auf Objekte, Personen, Orte und Verhalten.
Die Ergebnisse der Netzwerkarbeit sollen in Publikationen und auf Veranstaltungen der Fachwelt zugänglich gemacht werden. Zudem soll der kontinuierliche Austausch zwischen den Netzwerkmitgliedern zu gemeinsamen Forschungsprojekten führen. Die Präsentation bietet einen Überblick über die Themen und Projektmodule sowie einen Einblick in die Arbeit des Netzwerks.

Pilotprojekt zur Evaluation individueller Unterstützungs- und Förderprozesse auf Grundlage der Beobachtungs- und Dokumentationsergebnisse mit BaSiK

Josefine Koebe (Fröbel-Gruppe) & Nele Hage (Fröbel-Gruppe)

Die vordergründige Forschungsfrage, die im Rahmen eines wissenschaftlichen Pilotprojekts bundesweit in ca. 60 FRÖBEL Kindertageseinrichtungen verfolgt werden soll, ist inwiefern, die
systematische Beobachtung und Dokumentation der kindlichen Sprachentwicklung mit Hilfe eines fundierten Beobachtungsverfahrens sowie individuellen Maßnahmen zur alltagsintegrierten Förderung (siehe Kasten unten) sich positiv auf die Sprachbildung und Sprachförderung von Kindern auswirkt. Um diesen viel diskutierten Wirkungszusammenhang zu analysieren, ist ein experimenteller Ansatz angedacht, der eine Interventionsgruppe von Einrichtungen vorsieht,
deren Fachkräfte zwar grundsätzlich in BaSiK geschult sind, allerdings frei in der Maßnahmenbildung in Bezug auf die jeweiligen beobachteten und dokumentierten Sprachstandsentwicklungen der Kinder sind. Der Beobachtungs- und Dokumentationszeitpunkt
liegt um den Geburtstag des einzelnen Kindes und wird jährlich durchgeführt. Sowohl zu Beginn des Pilotprojektes (September 2023) als auch zum Ende des Pilotprojektes (September 2025) finden darüber hinaus standardisierte Sprachstandsmessungen statt. Als Kontrollgruppe dienen gleichaltrige Kinder aus vergleichbaren Einrichtungen in Bezug auf soziodemografische Merkmale, die kein BaSiK anwenden. Darauf aufbauend soll eine zweite Forschungsfrage
beantwortet werden, inwiefern intensive begleitende Schulungen der pädagogischen Fachkräfte sowie Einbindung der Familien höhere Wirkungspotenziale besitzen. Dafür wird eine weitere Interventionsgruppe an BaSiK+ Einrichtungen definiert, für die standardisierte Mindestinterventionen in Bezug auf Fördermaßnahmen vorgegeben werden.